Am Sonntagabend war es dann soweit, ich musste schweren Herzens Abschied nehmen von meinen neuen Freunden und den Shops. Wieso ist Abschied nehmen, trotz Vorfreude, immer so schwer? Eigentlich will ich noch nicht gehen und kann mir im Moment auch gar nicht vorstellen Indien in rund einem Monat schon wieder zu verlassen. Ich glaube ihr müsst mir mein Finkli senden.
Da ich den Zug nach Lucknow ab Satna gebucht habe, wurde ich von Mr. Singh dem Driver meines letzten Kurztrips hingefahren. Der Arme, er durfte mich, on behalf of my friends, nicht alleine lassen und musste so über eine Stunde lang bis kurz vor Mitternacht warten bis er mich in den Zug, resp. zu meinem Liegebank gebracht hatte. Autofahren in der Nacht ist übrigens auch sehr gut für gewisse Adrenalinausschüttungen. Wer schon Angst hat bei den Tagesfahrten, der schliesst in der Nacht am besten beide Augen. Schon wegen der vielen Auf-und Abblend-Gesprächen zwischen den Fahrern, das Hupen fällt dann nämlich als Kommunikationsmittel fast ganz weg. Ich bin froh, dass Mr. Singh ein so vorsichtiger Fahrer ist.
Die Fahrt selber verlief ereignislos da alle schliefen und bereits am Morgen kurz vor Zehn erreichte ich dann Lucknow, wo mich Sr. Pushpam abholte.
Bereits am ersten Tag durfte ich wieder überwältigende Gastfreundschaft kennenlernen, nebst einem reichhaltigen Frühstück gab es eine Stunde später bereits wieder Lunch, welchen ich dankend ablehnte. Ich wohne hier im saubersten Zimmer/Haus das ich je in Indien erfahren durfte. Nicht einmal die grossen Hotelketten hatten ein so amächeliges Badzimmer.
Gegen Abend zeigten sie mir dann noch 2 Parks in der Umgebung. Nummer eins ist eher eine Gedächtnisstätte für einen VIP aber der Zweite war nett mit viel Grün und dann sogar mit Wasserspiel und Soundeffekt. Wir haben es sehr genossen.
Nach dem Abendessen fiel ich bereits wieder erschöpft in den Schlaf.
Am Dienstag haben sich Sr. Pushpam und Sr. Shruti den ganzen Tag für mich reserviert und so gingen wir auf grosse Sightseeingtour. Nach einem kurzen Besuch bei weiteren Schwestern und Novizinnen, fuhren wir zur Bara Imanbara und Iman Bargah, an beiden Orten haben wir uns gut unterhalten und umgeschaut.
Auf all unseren Wegen haben wir immer wieder die ersten farbige Opfer von Holi gesehen, auch die Scheiterhaufen sind an vielen Stellen zu sehen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Convent sind wir dann noch zur einer von Schwestern geführten Schule gefahren. Eine Schwester hatte Geburtstag und so kamen wir noch in den Genuss von Kuchen und einer Tanzaufführung. Wir werden am Montag noch einmal kurz vorbeigehen, da nun alle Läden schliessen oder bereits geschlossen sind.
In der Nacht um 11 Uhr begannen dann die ersten Feiern auf den Strassen begannen. So hatte ich die ganze Nacht einen Klangteppich aus einer Mischung aus Hindi-Musik, Jubel, den Zugshörnern und gegen
Morgen dann die Gebete aus den Moscheen und Gesang der Schwestern.
Heute am 27. März gehen die Schwestern nur sehr ungern aus dem Haus und lassen mich (leider?) auch nicht hinaus, damit mir nichts geschieht.
Aber wir feiern hier, dank der jungen Wilden, auch Holi und ich beobachte die Spiele der Nachbarschaft vom Rooftop aus. Wenn ich die Energie und das Treiben der jungen Männer beobachte ist es vielleicht auch sehr gut dass ich drinnen bleibe. Es geht manchmal ziemlich wild her und ich sehe noch weniger Frauen draussen als sonst,. Da wäre ich das richtige Opfer für massig viel Farbe (und deren Zusammensetzung ist leider nicht mehr immer pflanzlich).